⚠️ Die häufigsten Kalkulationsfehler im Bau und Handwerk – und wie man sie vermeidet
Im Bau- und Handwerksalltag wird sauber gearbeitet, termingerecht geliefert und viel geleistet. Trotzdem zeigt sich bei vielen Betrieben am Jahresende ein ernüchterndes Resultat. Der Grund liegt selten im fehlenden Einsatz – sondern häufig in systematischen Kalkulationsfehlern, die sich von Projekt zu Projekt wiederholen.
Kalkulation ist kein Bauchgefühl
Viele Offerten entstehen unter Zeitdruck. Erfahrungswerte, grobe Annahmen oder „das haben wir immer so gemacht“ ersetzen eine saubere Rechnung. Solange alles ruhig läuft, fällt das kaum auf. Doch steigende Kosten, Verzögerungen oder kleine Abweichungen reichen aus, um die Marge komplett aufzufressen.
Kalkulation ist keine Schätzung, sondern eine betriebswirtschaftliche Grundlage.
Fehler 1: Stunden zu knapp gerechnet
Ein Klassiker im Bau- und Handwerk:
Die benötigten Arbeitsstunden werden zu optimistisch angesetzt. Zusatzarbeiten, Koordination, Fahrzeiten, Rüstzeiten oder Wartezeiten fehlen in der Rechnung.
Das Resultat: Das Projekt läuft länger als geplant – der Preis bleibt gleich.
Fehler 2: Materialpreise nicht aktuell oder zu tief kalkuliert
Materialpreise schwanken stärker als früher. Wer mit veralteten Preislisten oder pauschalen Zuschlägen rechnet, trägt das Risiko selbst.
Besonders gefährlich ist es, wenn Preissteigerungen während der Ausführung nicht nachverhandelt oder vertraglich abgesichert sind.
Fehler 3: Fixkosten werden vergessen oder unterschätzt
Viele Offerten decken zwar die direkten Projektkosten, berücksichtigen aber die betrieblichen Fixkosten zu wenig oder gar nicht. Fahrzeuge, Maschinen, Werkstatt, Lager, Administration, Versicherungen oder IT müssen über die Projekte finanziert werden.
Fehlen diese Kosten in der Kalkulation, arbeitet der Betrieb – aber nicht für sich selbst.
Fehler 4: Kein klarer Zuschlag für Risiko und Gewinn
Häufig wird so knapp kalkuliert, dass am Ende höchstens der Break-even erreicht wird. Doch Break-even ist kein Gewinn.
Risiken, Unvorhergesehenes und unternehmerischer Gewinn brauchen einen klar definierten Zuschlag. Wer diesen aus Angst vor dem Preiswettbewerb weglässt, trägt das volle Risiko allein.
Fehler 5: Nachträge werden nicht sauber verrechnet
Zusatzarbeiten gehören im Baualltag dazu. Doch viele Nachträge werden aus Kulanz, Zeitdruck oder Unsicherheit nicht konsequent verrechnet.
Was einzeln harmlos wirkt, summiert sich über ein Projekt schnell zu einem relevanten Verlust.
Fehler 6: Keine oder zu wenig Nachkalkulation
Einer der gravierendsten Fehler ist die fehlende Nachkalkulation. Wird ein Projekt nach Abschluss nicht ausgewertet, bleiben Fehler unsichtbar.
Ohne Nachkalkulation weiss niemand:
– ob das Projekt Gewinn oder Verlust gebracht hat
– wo Abweichungen entstanden sind
– was bei der nächsten Offerte besser gemacht werden müsste
Analyse: Kleine Fehler mit grosser Wirkung
Keiner dieser Fehler allein bringt einen Betrieb zu Fall. Doch in der Summe führen sie dazu, dass Betriebe dauerhaft zu günstig arbeiten. In Kombination mit verspäteten Zahlungen, Liquiditätsengpässen und strengeren gesetzlichen Regeln wird das Risiko heute schneller existenziell.
Der Markt verzeiht Rechenfehler weniger als früher.
Wie man diese Fehler vermeidet
Entscheidend sind:
– realistische Stundenansätze
– aktuelle Materialpreise
– vollständige Berücksichtigung aller Kostenstellen
– klar definierter Gewinn- und Risikoaufschlag
– saubere Nachtragsregelungen
– konsequente Nachkalkulation jedes Projekts
Kalkulation ist kein einmaliger Schritt, sondern ein laufender Lernprozess.
Quellen:
– Branchenanalysen Bau- und Handwerkswirtschaft Schweiz
– KMU-Controlling- und Kalkulationsgrundlagen
– Dun & Bradstreet: Insolvenzentwicklung Schweiz
– Praxisbeobachtungen aus Bau- und Handwerksbetrieben
Fazit
Im Bau- und Handwerksgewerbe wird nicht wegen mangelnder Arbeit gescheitert, sondern wegen zu knapper Kalkulation. Wer seine Zahlen kennt, Fehler analysiert und daraus lernt, verschafft sich einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Saubere Kalkulation schützt nicht nur die Marge – sondern den ganzen Betrieb.
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- 23.12.2025
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