🔥 Verlustprojekte im Bau und Handwerk frühzeitig erkennen – bevor es zu spät ist

Verlustprojekte gehören zu den grössten, aber oft unsichtbaren Risiken im Bau- und Handwerksalltag. Gearbeitet wird viel, die Baustelle läuft, der Kunde ist zufrieden – und trotzdem fehlt am Ende Geld. In den meisten Fällen kündigt sich ein Verlustprojekt frühzeitig an. Die Warnsignale werden jedoch übersehen oder zu spät ernst genommen.

Dieser Beitrag richtet sich an Bauunternehmen, Handwerksbetriebe und Bau-KMU, die Projekte wirtschaftlich steuern wollen – nicht erst im Nachhinein.

 

Warum Verlustprojekte oft zu spät erkannt werden

Viele Betriebe prüfen erst nach Projektabschluss, ob ein Auftrag rentabel war. Zu diesem Zeitpunkt sind alle Kosten angefallen, Nachverhandlungen kaum mehr möglich und Korrekturen ausgeschlossen.

Solange gearbeitet wird und Rechnungen geschrieben werden, entsteht der Eindruck, das Projekt laufe gut. Der wirtschaftliche Schaden zeigt sich oft erst Monate später in der Jahresrechnung oder bei Liquiditätsproblemen.

 

Warnsignal 1: Die Stunden laufen schneller davon als geplant

Ein klares Frühzeichen ist erreicht, wenn die geplanten Arbeitsstunden bereits weitgehend aufgebraucht sind, das Projekt aber noch nicht abgeschlossen ist. Besonders kritisch ist es, wenn dieser Zustand nicht aktiv besprochen oder neu bewertet wird.

Ohne Gegenmassnahmen werden die restlichen Arbeiten automatisch zum Verlust.

 

Warnsignal 2: Steigende Materialkosten ohne Korrektur

Nachbestellungen, Preisaufschläge oder falsche Mengen wirken einzeln harmlos. In der Summe können sie jedoch die gesamte Marge zerstören. Werden diese Mehrkosten nicht laufend kontrolliert und weiterverrechnet, arbeitet der Betrieb unter Selbstkosten.

 

Warnsignal 3: Viele kleine Zusatzarbeiten ohne klare Nachträge

Zusatzarbeiten gehören zum Baualltag. Gefährlich wird es, wenn sie nicht sauber dokumentiert und verrechnet werden. Was „schnell noch erledigt“ wird, summiert sich über ein Projekt zu vielen unbezahlten Stunden und Leistungen.

 

Warnsignal 4: Unterbrüche, Wartezeiten und Koordinationsprobleme

Stillstände auf der Baustelle, fehlende Entscheidungen, Planänderungen oder schlechte Koordination kosten Zeit und Geld. Werden diese Aufwände nicht erfasst, bleiben sie unsichtbar – und landen direkt im Verlust.

 

Warnsignal 5: Liquiditätsprobleme trotz voller Auftragsbücher

Wenn trotz guter Auslastung das Konto leer wird, ist das ein ernstes Alarmsignal. Häufig liegt die Ursache in Projekten, die zwar Umsatz bringen, aber keinen oder zu wenig Gewinn erwirtschaften.

 

Analyse: Verlustprojekte entstehen nicht plötzlich

Ein Verlustprojekt ist fast nie das Ergebnis eines einzelnen Fehlers. Meist ist es die Kombination aus zu knapper Kalkulation, fehlender laufender Kontrolle und zu spätem Eingreifen.

Gerade im heutigen Umfeld mit steigenden Kosten, knappen Margen und strengeren rechtlichen Rahmenbedingungen wirken solche Schwächen schneller existenzbedrohend als früher.

 

Wie Bau- und Handwerksbetriebe rechtzeitig gegensteuern können

Entscheidend ist die laufende Projektkontrolle:
– regelmässiger Vergleich von geplanten und effektiven Stunden
– Kontrolle der Materialkosten während der Ausführung
– saubere Dokumentation und Verrechnung von Zusatzleistungen
– frühzeitige Gespräche mit dem Kunden bei Abweichungen

Wer rechtzeitig reagiert, kann Projekte oft noch stabilisieren oder zumindest den Schaden begrenzen.

 

Quellen:

– Branchenanalysen Bau- und Handwerkswirtschaft Schweiz
– KMU-Controlling- und Projektmanagement-Grundlagen
– Dun & Bradstreet: Insolvenzentwicklung Schweiz
– Praxisbeobachtungen aus Bau- und Handwerksbetrieben

  • 19.12.2025